Mit Bonjour und einem knusprigen Baguette wurden sie in der Handwerkskammer begrüßt: 14 junge Leute aus Frankreich, die im Rahmen des Austauschprogramms „Berufe ohne Grenzen“ zum Praktikum nach Deutschland gekommen sind. Jeremy, Noemie, Pauline, Alicia, Anais, Armand, Pierre, Jordan, Julien, Charles, Antony, Laetitia, Hugo und Loup sind zwischen 16 und 19 Jahre alt und zumeist das erste Mal so lange von zu Hause weg. In unserem Kammerbezirk werden sie nun zwei Wochen lang nicht nur die alltägliche Arbeitswelt im Nachbarland – ob im Friseursalon, in der Bäckerei oder beim Malermeister oder Fliesenleger – hautnah erleben, sie wollen auch viel über Land und Leute erfahren und natürlich Deutsch lernen. Wenn sie dann am 9. April wieder nach Hause fahren, werden sie mit Sicherheit einen Koffer voller Eindrücke mitnehmen und vielleicht auch neue Freunde gefunden haben. Hier, berichten einige der Mädchen und Jungen aus Frankreich über ihre Erfahrungen im Praktikumsbetrieb und ihre Eindrücke von Deutschland.

© Leif Kuhnert/hwk ff
Jérémy Chiffre bei Fliesenlegermeister Wolf
Jérémy will Fliesenleger werden und nicht nur in Frankreich, sondern auch im Nachbarland, als Praktikant Berufserfahrungen machen. Ganz schön aufregend für den 19-Jährigen, der jetzt zum ersten Mal in Deutschland ist und die Sprache kaum spricht. Der junge Mann ist für knapp 2 Wochen im Team der Fliesenlegerfirma Wolf und arbeitet eng mit den Lehrlingen und Gesellen des Betriebes zusammen.
Weil er bereits Berufserfahrung hat, ist er zurzeit auf einer Baustelle in Frankfurt (Oder) Ortsteil Markendorf eingesetzt, wo ein großes Bürogebäude umgebaut wird.
Sein Kollege Frank Rathmann ist sehr zufrieden mit dem jungen Franzosen, denn Jeremy arbeite selbstständig und aufmerksam. Beide sprechen die Sprache des anderen nicht und so funktioniert die Verständigung nur mit ein paar Brocken Englisch, aber auch ohne Worte. „Handwerker verstehen sich eben. Handwerk heißt mit den Händen und so klappt es durch Zeigen und Machen“, meint Frank Rathmann. Der angenehme Nebeneffekt, ein paar Worte Französisch habe Rathmann durch Jérémy auch schon gelernt.
Alexander Wolf, dem Firmeninhaber, gefällt das Austauschprojekt Berufsbildung ohne Grenzen. Er gibt gern jungen Leuten eine Chance, im Ausland Erfahrungen zu sammeln. So kommt einer seiner aktuellen Lehrlinge aus Polen. Grenzüberschreitende Suche spielt aktuell auch bei der Lehrlingsgewinnung eine Rolle.

© Leif Kuhnert/hwk ff
Pierre Bascoul bei Elektrotechnische Anlagen Bollfras (Inhaber: Andreas Bell)
Pierre absolviert in Frankreich eine 4-jährige Lehre zum Elektriker und hofft, nach Ende der Lehre, vom Betrieb übernommen zu werden. Die Ausbildungsdauer in Frankreich ist abhängig von den Zukunfts- und Karriereplänen der jungen Leute. Es gibt die Möglichkeit, eine Basisausbildung von 2 Jahren zu machen, 4 Jahre eine weiterführende Ausbildung zu absolvieren und mindestens 6 Jahre sind notwendig wenn eine höhere Karriere angestrebt wird.
Der 19-jährige Pierre wurde in dem Frankfurter Elektrounternehmen sehr gut aufgenommen. In seinem französischen Betrieb arbeitet er überwiegend auf Großbaustellen. „Das ist hier ganz anders“ sagt Pierre „Wir arbeiten viel auf kleinen Baustellen und das ist sehr interessant. Man bekommt alle Arbeitsschritte von Anfang bis Fertigstellung mit.“ Auch Andreas Bell, Inhaber des Betriebes, ist zufrieden. „ Pierre hat sich gut in unser Team eingefügt. Die Verständigung erfolgt problemlos auf Englisch und manchmal versucht sich Pierre auch im Deutschen. Auch für uns ist es interessant zu erfahren, wie die Ausbildung in Frankreich so läuft.“ Leider ist die Zeit sehr kurz, laut Andreas Bell. Gern hätten sie ihm noch das eine oder andere gezeigt.
Gefragt nach seinen Eindrücken von Frankfurt (Oder) und seinen Freizeitaktivitäten meint Pierre „ Ich fühle mich hier sehr wohl, doch eigentlich ist das Alltagsleben wie zu Hause.“ Gemeinsam mit den anderen französischen Lehrlingen wird jeden Tag nach Feierabend gemeinsam gegessen und etwas unternommen. Am Wochenende ist ein Tagesausflug in die Hauptstadtmetropole Berlin geplant.
Bei diesem Gespräch hat uns eine Dolmetscherin unterstützt, so dass Pierre seine Eindrücke in seiner Landessprache wiedergeben konnte.

© Silke Koeppen/hwk ff
Armand Bonnafout bei Bönisch, Schlosserei – Stahlbau – Fahrzeugbau
Verständigung mit Hand und Fuß, so funktioniert die Arbeit zwischen den Mitarbeitern der Firma Bönisch und dem 22-jährigen Armand (Mitte) aus Frankreich. Der junge Mann hat sich nach einem abgebrochenen Studium für eine Ausbildung im Metallbereich entschieden. Der Werkstoff fasziniert ihn sehr. So hat er bereits an Kunstwettbewerben teilgenommen, wo seine Metallarbeiten großen Anklang fanden.
In der Schlosserei Bönisch, wo Armand acht Arbeitstage lang in den Alltag eines deutschen Betriebes schauen konnte, hat er zum Beispiel Schmiedeeiserne Fenstergitter produziert und auch Edelstahlarbeiten durchgeführt. Armand ist nicht zum ersten Mal in Deutschland. Ihm gefällt die deutsche Kultur und die Menschen sind ihm immer freundlich begegnet. Das war auch ein Grund warum er sich für diesen Auslandsaufenthalt entschieden hat.
Bei der Schlosserei Bönisch wurde er sehr offen und freundlich aufgenommen. Die Verständigung funktioniert sehr gut im Englischen und mit den deutschen Vokabeln, die Armand bereits spricht. Es wird nicht sein letzter Besuch in Deutschland gewesen sein.

© Leif Kuhnert/hwk ff
An dieser Stelle erfahren Sie bald noch mehr. Auch die anderen Lehrlinge erzählen von ihren Eindrücken in den Betrieben und wie es ihnen in Deutschland gefällt.